Spinnwirtel aus Ustersbach

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Spinnwirtel sind kleine Schwunggewichte oder Schwungscheiben, die den Faden beim Spinnen mit der Handspindel in gleichmäßige Rotation bringen. Jeder “Haushalt” in dem Textilien hergestellt wurden, verfügte über solche Spindeln. Bisweilen sind die Wirtel auch liebevoll verziert. Das vorliegende Stück ist eher einfach geformt und vermutlich in das Mittelneolithikum zu datieren.

Funktionsweise

Auf einer Spindel (ein länglicher aus Holz oder Bein) wird der Spinnwirtel fest aufgesteckt und gleichzeitig das Fadenende des vorgesponnenen Fadens mit eingeklemmt. Oberhalb des Wirtels wird der Faden dann mehrfach um die Spindel gelegt und mit einer einfachen Schlinge an der Spindel befestigt. Dazu war bisweilen am oberen Ende eine kleine Einkerbung in der Spindel, damit die Schlinge nicht abrutscht.

Vorgarn vorbereiten

Mit der linken Hand wird nun etwas Material aus dem Spinngut gezogen und mit der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten.

Drehen der Spindel

Mit einem kurzen Rechtsdrall wird der Spinnwirtel wie ein Spielkreisel “angeschubst” und die Spindel dreht das Vorgarn zu einem festen Faden.

Aufwickeln des Fadens

Bevor der Faden zu lang wird bzw. die Spindel  den Boden berührt, wird der gesponnene Faden auf der Spindel oberhalb des Wirtels aufgewickelt, dies geschieht meist kreuzweise, damit das Knäuel fest auf der Spindel verbleibt.

Vermutlich wurden die Spindeln beim Weben gleich als Schiffchen eingesetzt, dazu konnte der Spinnwirtel einfach abgezogen werden und für die nächste Spindel wieder aufgesteckt werden.

Rechts- oder Linksdrehung

Rechts herum: S – Drehung =  Spinnfaden: Der normale Spinnvorgang wird rechts herum ausgeführt, dies ergibt einen bauschigen lockeren Faden welcher beim Weben als Schussfaden eingesetzt wurde.

Links herum: Z – Drehung  Zwirn der Zwirnfaden ist wesentlich fester und wurde als Kettfaden eingesetzt, da dieser auch viel mehr Spannung aushalten musste.

Literatur: Karina Grömer, Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa, Geschichte des Handwerks und der Kleidung vor den Römern, Hrsg.: Naturhistorisches Museum Wien, Wien, 2010.