Karolingische Tuffsteingruft

Die karolingische Tuffsteingruft in Diedorf

Bei der alten Pfarrkirche St. Bartholomäus in Diedorf ist eine Tuffsteingrabkammer wiederaufgebaut, die im Sommer 1961 und dann nochmals 1988 bei Kanalarbeiten angeschnitten und vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bzw. dem Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Lkr. Augsburg ausgegraben wurde. Der ursprüngliche Auffindungsort der Tuffsteingrabkammer liegt etwas mehr als 60 m nordöstlich des jetzigen Standortes.

Neun bestattete Personen

In der aufwendig gestalteten Grabkammer waren über mehrere Jahrzehnte hinweg insgesamt neun Personen bestattet worden, von denen keine älter als 40 Jahre war und die allesamt einer gehobenen sozialen Schicht angehörten. Dieser Personenkreis wird bereits in der lex baiuvariorum genannt: liberi. Es sind Angehörige einer Art frühen Adels.

Schädel weisen schwerste Verletzungen auf

Die Gruft wurde Anfang des 8. Jahrhunderts für eine 30-40-jährige Frau angelegt. Als Beigabe hatte man ihr einen Rinderschenkel ins Grab gelegt. Sie trug vermutlich Ohrringe, die jedoch nach Spurenlage einem Grabräuber zum Opfer fielen. Nach ihr wurden zwei weitere Männer und dann wieder eine junge Frau bestattet. Sie musste beiseite geräumt werden, um bald nach ihrem Tod schon wieder Platz für die Grablegung eines Mannes zu schaffen, der vom Anthropologen die Bezeichnung „DKG 3 – II“ erhielt. Sein Schädel fällt durch zwei schwere, aber verheilte Hiebverletzungen auf. Mit einem Langschwert wurde im Kampf offensichtlich ein Touchè erzielt. Dabei ist der Schädelknochen (tabula externa) großflächig abgehoben worden. Dies führte sicher zu Blutverlust und einer schweren Gehirnerschütterung. Die Wunde wurde gut jedoch versorgt und der Mann überlebte. Die kleinere Verletzung links vom linken Stirnbeinhöcker scheint fast gänzlich wieder zugeheilt. Das kommt vor, wenn eine derartige Verletzung in jungen Jahren erlitten wird, wenn das Wachstum also noch nicht völlig abgeschlossen ist. Er starb schließlich mit 30-40 Jahren.

Zähne sind sehr stark abgenutzt

Insgesamt fanden sich in der Tuffsteingrabkammer von Diedorf vier weibliche und vier männliche Individuen, sowie ein Kind männlichen Geschlechts. Die Zähne sind auf den Kauflächen sehr stark abgenutzt (okklusale Abrasion). Dies ist durch Schleifmittel, die in der Nahrung enthalten sind, zu erklären. Solche Schleifmittel entstehen als Mühlsteinabrieb beim Mahlen von Mehl und gelangen so ins Brot und andere Mehlprodukte. Auch dies ist ein Indiz für einen gehobenen sozialen Status in dieser Zeit.