Griffplattendolch aus der Bronzezeit

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Kleiner Griffplattendolch mit Nietkerben

Unter der Bezeichnung “zweinietige Kerbklingen” werden alle Klingen zusammengefasst, die über seitliche Kerben anstatt Nietlöchern verfügen. Mit Nieten werden Griffe aus Holz oder Knochen am Heft fest mit der Klinge verbunden. Ein feiner Randwulst markiert hier die Nietkerben. Die Klingenkanten des vorliegenden langschmalen Dolches sind gerade bzw. nur ganz leicht nach außen gebogen. Eine deutliche Mittelrippe zieht von der Spitze, die leider abgebrochen ist, bis zur Griffplatte. Recht außergewöhnlich ist der dreieckige, dachförmige Abschluss der Griffplatte. Dieser Dolch ist sehr gut erhalten. Er hat eine geschlossene, glatte Oberfläche mit einer wunderbaren grünen Patina.

Kupfer + Zinn = Bronze

Eine Röntgenfluoreszens-Analyse (XRF) im Zentrallabor des BLfD München, ergab an der Oberfläche der Dolchklinge eine stark zinnhaltige Kupferlegierung, also Bronze, mit Spuren von Arsen und Blei.

Waffe oder Werkzeug?

Die große Vielfalt an Dolchen macht es nicht immer ganz leicht, diese Frage eindeutig zu beantworten. Als Dolch wird in der Regel ein Objekt bezeichnet, das eine “hand- bis ellenlange”, harte, spitze und zweischneidige Klinge hat, die in einem Heft fest mit dem Griff verbunden ist. Die ältesten Dolche datieren ins 4. Jahrtausend vor Chr. und sind noch aus Silex oder Feuerstein. Diese Dolche und auch die frühen Kupferdolche scheinen als Stichwaffe eher ungeeignet. Dolche aus Kupfer treten in Mitteleuropa erstmals in der Glockenbecherkultur auf. Ein kleiner Bronzedolch mit Nietkerben und ebenfalls hohem Zinnanteil wurde im Landkreis Bayreuth gefunden und wird in die Stufe BzA1 datiert.

“Zu schön für die Schublade”

Es ist ein sehr seltenes Fundstück und der einzige Griffplattendolch mit Nietkerben, der bisher im Landkreis Augsburg der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Wir danken der stolzen Finderin Ramona Schirwitz für die Schenkung an den Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg e.V.

Literatur:

Unser Dank gilt Martin Mach und Björn Seewald,
Referat ZV-Zentrallabor, Bayerisches Landesamt für Denkmampflege, München, für die Analyse.

Bayerische Vorgeschichtsblätter / Beiheft, hrsg. Komm.f.Bayer.Landesgeschichte bei d. Bayer.Akad.d.Wiss. i.V.m. Bayer.Landesamt f. Denkmalpflege, München 1987, S.70,76.

Ulrike Wels-Weyrauch, Die Dolche in Bayern, Prähistorische Bronzefunde (PBF) Abteilung VI, Band 15, Stuttgart 2015.
Petr Novak, Die Dolche in Tschechien, Prähistorische Bronzefunde (PBF) Abteilung VI, Band 13, Stuttgart 2011.
Dirk Brandherm, Die Dolche und Stabdolche der Steinkupfer- und der älteren Bronzezeit auf der Iberischen Halbinsel, Prähistorische Bronzefunde (PBF) Abteilung VI, Band 12, Stuttgart 2003.