Bodenscherbe mit Prägung

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Vierkantkrug aus der Filiale des Gaius Salvius Gratus

Eine kleine Scherbe aus grünlichem Glas erzählt eine lange Geschichte. Glas und Glasherstellung durch den römischen Handwerker Caius Salvius Gratus spielen darin eine große Rolle.

Prägung: C. SAL(VIUS GRATUS)

Glas wurde schon 2000 v. Chr. im Vorderen Orient entwickelt und erreichte den Europäischen Kontinent vermutlich zuerst an der nördlichen Adria bei Aquilieia, dem heutigen Triest. Mit den Römern kam das Wissen um die Glasherstellung dann später nach Augsburg und Köln, vielleicht sogar über die Via Claudia. Das römische Glas schimmerte meist grünlich, bläulich oder gelblich. Je nach Endprodukt wurde Glas gegossen oder gepresst, mit der Glasbläserpfeife geblasen, mit farbigen Glasfäden verziert, geschliffen oder geritzt.
Die Produktpalette umfasste einfache und dickwandige Kannen, Flaschen und Teller für den alltäglichen Bedarf, aber auch hauchdünne Salb- und Parfümfläschchen bis zu kunstvoll geschliffenen Prunkgläsern.

Das Mysterium des Glasmachens

Die Kunst des Glasmachens war zur Zeitenwende in Europa noch ein „Mysterium“. Allerdings verstanden sich auch die Kelten des 2. und 1. Jahrhunderts vor Chr. schon auf die Herstellung von Armringen und Perlen aus Glas. Während dieser frühen Periode war das Wissen um die Glasherstellung in Oberitalien und Rom gerade erst bekannt geworden. Bei „Industriehandwerkern“ jener Zeit taucht häufig der Name von Sklaven auf. Zwei der faszinierendsten unter diesen Personen kamen aus der Glaswarenproduktion. In Aquileia ist dies belegt durch die in Glasgefäße geprägten Signaturen.
Diese Gefäße tragen die Prägung Sentia Secunda facit Aquileiae vitra, was uns nicht nur sagt, dass die Glasgefäße in Aquileia gemacht worden sind, sondern auch, dass sie von einer Frau namens Sentia Secunda gemacht worden sind. Ein anderer auf diese Weise überlieferter Name ist C(aius) Salvius Gratus. Durch die Bodenmarken sind bisher in Obergermanien und Rätien 13 Glaswerkstätten namentlich bekannt geworden. Sehr oft ist die Ware des Gaius Salvius Gratus vertreten, der zunächst in Aquileia(I) Glaswaren herstellte und dann eine Filiale in Augsburg gründete oder seine Werkstatt sogar hierher verlegte.

Die Filiale in Augsburg

Ein wichtiger Fundkomplex stammt aus Augsburg, wo eine Filiale der oberitalischen Werkstatt des C(aius) SALVIUS GRATUS nachgewiesen werden konnte. Diese Fabrik war auf Vierkantkrüge spezialisiert, die auf dem Boden eine plastische Herstellersignatur tragen. In Augsburg lokal hergestellte Vierkantkrüge sind zum Teil modellgleich mit Funden aus Kempten und Günzburg. Somit lässt sich ein Verbreitungsgebiet der Augsburger Ware umreißen, das durch den Fund aus Westendorf verdichtet wird.

Literatur

Ralph Röber u.a., GlasKlar – Archäologie eines kostbaren Werkstoffes in Südwestdeutschland, Friedberg 2015, 23.

Rottloff Andrea, Römische Glasverarbeitung in Augusta Vindelicum – Augsburg, in: BVbl. Jg. 64, München 1999, 167 ff.