Abrichtpfeifchen anhören
Der Hund als wichtigster Jagdhelfer des Menschen
Der Hund gilt als das erste domestizierte Wildtier überhaupt. Wölfe waren als Hunde die ersten Haustiere und wurden zunächst als Jagdhelfer eingesetzt. Die Jagdweise neolithischer Hunde entsprach dabei noch ganz dem Jagdverhalten von Wölfen. Die Hunde hatten die Aufgabe, das Wild in den Tod zu treiben. Das Ende der Jagd und die Belohnung war das Fressen der Beute, wenn nicht der Mensch, der Jäger, rechtzeitig eintraf und die Beute für sich beanspruchte. Diese Form der Jagd erforderte noch keine spezielle Art der Abrichtung bzw. Erziehung.
Das Abrichten von Jagdhunden
In der Folge lassen sich dann in allen Kulturen Hinweise für eine Spezialisierung der Jagdhundetypen finden. Ab dem frühen Mittelalter ist eine Benennung in verschiedene Gruppen der Jagdhunde, die sich auf die möglichen Einsatzfähigkeiten während der Jagd beziehen, nachweisbar. Die germanischen Rechtssammlungen aus der Zeit des 5. bis 9. Jahrhunderts erwähnen bis zu sieben Jagdhundetypen. In der Lex Baiuvariorum werden leithund, triphund, spurihunt, winthunt und hapuhund genannt. Vom Aufstöbern des Wildes bis zum Stellen der Jagdbeute hatten und haben Jagdhunde also eine unverzichtbare Funktion im Ablauf einer erfolgreichen Jagd. Viele, für das Jagen wichtige Eigenschaften des Jagdgebrauchshundes wie Jagdtrieb, Vorstehen, Spurlaut geben, sind bereits als Anlagen vorhanden und werden durch geeignete Erziehung lediglich weiter gefördert. Andere Fähigkeiten, wie das Apportieren, das Bringen der Beute, müssen jedoch erst erlernt werden. Dem Hund muss beigebracht werden, auf einen bestimmten Reiz mit einer bestimmten Handlung zu reagieren. Akkustische Signale sind besonders geeignet dem Hund auch auf größere Distanzen Zeichen und Anweisungen zu geben. Bis heute dienen sog. Abrichtpfeifchen, die es als Hundepfeifen aus Metall, Büffelhorn, Kunststoff und Holz im Fachhandel zu kaufen gibt, als unverzichtbares Requisit zur Erziehung eines (Jagd-) Hundes. Allen gemeinsam ist die sehr hohe Frequenz des erzeugten Pfeifentones.
Hundeerziehung im 15./16. Jahrhundert
Auch mit dem nur knapp 3 cm langen Pfeifchen aus grauer Keramik, das Georg Steinbrecher 2009 bei der Begehung einer schon seit langem als Siedlungsstelle der Altheimer Kultur (um 3600 v. Chr.) bekannten Fundstelle bei Merching, Lkrs. Aichach-Friedberg, auflesen konnte, kann man noch heute einen sehr hohen Ton erzeugen. Die vollständig erhaltene und voll funktionstüchtige kleine Pfeife stammt jedoch nicht aus der Steinzeit, sondern kann als Abrichtpfeifchen für Hunde in das 15. / 16. Jahrhundert datiert werden.